Auch beim Autolack gilt der Grundsatz: „Unwissenheit schützt nicht vor Strafe“. Das muss mancher Autofreund schmerzlich am eigenen Autolack erfahren, wenn er bei der Pflege etwas falsch macht.
Grundsätzliches zum Aufbau von Autolack
Sie werden vermutlich nie ein komplettes Auto selbst neu lackieren wollen. Trotzdem ist es wichtig, etwas über den Aufbau der Lackierung zu wissen, beispielsweise um Roststellen zu beseitigen, insbesondere, wenn Sie Reparaturbleche aufschweißen müssen.
- Sie dürfen Autolack nicht auf das blanke Blech auftragen, eine soggenannte Phosphatierung ist als Vorbehandlung wichtig. Sie können Phosphorsäure verwenden oder spezielle Phosphatsalzlösungen, beispielsweise Rostumwandler, um eine kristalline Metall-Phosphat-Schicht auf dem Blech zu bilden.
- Auf das so vorbehandelte Blech wird eine Grundierung aufgetragen. Sie dient dem Rostschutz. Erst wenn diese Schicht trocken ist, erfolgt der nächste Arbeitsgang.
- Mit einem sogenannten Füller gleichen Sie kleine Unebenheiten aus. Diese Schicht dient auch als UV-Schutz und sorgt für Flexibilität, die für den Steinschlagschutz wichtig ist.
Nun gibt es zwei Optionen, das ein- oder das mehrschichtige System.
- Beim Einschichtsystem tragen Sie einen 2K-Lack auf, der aufgrund seiner Härte nicht durch Klarlack geschützt werden muss.
- Beim mehrschichtigen System verwenden Sie einen dekorativen Basislack (1K) und einen Klarlack (2K).
1K- und 2K-Autolack – das ist der Unterschied
1K-Autolack besteht auf Pigmenten, Füllstoffen und einem Lösungsmittel. Bei einkomponenten Acryl- oder Nitrocelluloselack verdunstet das Lösungsmittel, der Lack trocknet physikalisch. In dem Fall kann man tatsächlich von Trocknen sprechen. Bei einkomponenten Kunstharzlacken findet eine chemische Reaktion mit dem Luftsauerstoff statt. Alle 1K-Lacke sind nach dem Aushärten nicht optimal vor Kratzern und äußeren Einflüssen, beispielsweise Kraftstoffen geschützt. Daher müssen Sie 1K-Lack mit einem 2K-Klarlack überziehen.
2K-Lack besteht aus zwei Komponenten, dem Basislack und einem Härter. Sobald die Bestandteile vermischt sind, beginnt ein chemischer Prozess, bei dem der Lack aushärtet. Der Klarlack dient nicht nur als Schutz, sondern er sorgt auch für Glanz. Hochglanz ist erst durch den Überzug mit Klarlack möglich.
2K-Lack gibt es auch in Spraydosen. Die 2-Komponenten-Spraydose erfordert einen speziellen Umgang. Sie müssen sie zunächst gut schütteln, bevor Sie mit der Kappe am Deckel das Ventil im Boden der Dose betätigen. Nun müssen Sie wieder schütteln, um die Komponenten zu mischen. Vor dieser Aktivierung ist der Lack fast unbegrenzt haltbar, danach müssen Sie den Lack innerhalb von wenigen Stunden verwenden.
Der Mythos vom Einbrennen
Sie können mit Wärme das Aushärten beschleunigen, aber das birgt Risiken. Bei weißen und sehr hellen Farbtönen treten Vergilbungserscheinungen ab Temperaturen von 130 °C auf, manche Colorlacke dürfen maximal 90 °C ausgesetzt werden. Wenn Sie zu feuchten Lack mit Wärme trocknen, entstehen Bläschen, die aufplatzen können. Achten Sie daher auf die Angaben der Hersteller über die ideale Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit. In der Regel sollen Lacke bei 20 bis 25 °C und 45 bis 60 % relativer Luftfeuchte aushärten. Tatsache ist, dass eine Temperaturerhöhung von 15 °C die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen bereits verdoppelt.
Das Einbrennen gibt es heute nur noch bei Pulverlackbeschichtungen. Bei diesem Verfahren wird das Blech elektrisch aufgeladen, damit es den pulverisierten Lack anzieht. Unter Hitze vernetzen die Pulverkörner zu einer einheitlichen Lackschicht. Das Verfahren wendet die Industrie bei Neuwagen an. Bei Lacken mit Lösungsmitteln oder 2K-Lack hat ein Einbrennen keine Vorteile, da die Vernetzung ohne Hitze stattfindet.
Wie schnell härtet Autolack aus
Es gibt drei „Härtestufen“ staubtrocken, griffest und durchgetrocknet beziehungsweise voll ausgehärtet. Lacke sind in der Regel nach wenigen Minuten staubtrocken, das heißt, es bleibt kein Staub mehr an der Oberfläche kleben. Grifffest sind Lacke meistens nach einigen Stunden. Sie können auf die Oberfläche greifen, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Erst nach mehreren Tagen sind Lacke vollständig ausgehärtet.
Beim Lackieren sind noch zwei weitere Begriffe von Bedeutung:
- Die Zeit, nach der Sie den Lack überarbeiten beziehungsweise überstreichen können und die
- Topfzeit, also der Zeitraum innerhalb dem Sie einen angemischten 2K-Lack verarbeiten können.
Autolack im Wandel der Zeit
Das Eisen oder Stahl vor Korrosion durch den Luftsauerstoff geschützt werden muss, war schon lange bekannt, folglich bekamen bereits die ersten Automobile einen Anstrich. Damals kamen Naturlacke auf Basis von Harz mit Lösungsmitteln wie Leinöl und Terpentinöl zum Einsatz. So ein Lack braucht zum Teil mehrere Wochen, bevor er grifffest ist. So lange Aushärtezeiten waren mit Beginn der Serienproduktion in den 1920er-Jahren nicht akzeptabel. Der damals neu entwickelte Nitrocelluloselack trocknete ausreichend schnell. Aber nun war anschließend eine aufwendige Hochglanzpolitur erforderlich.
Ab 1929 kamen die ersten Alkydharze, die keiner Politur bedurften und einen guten Schutz gegen chemische und mechanische Einflüsse boten, auf den Markt. Seit den 1960er-Jahren bis zu den 1980ern waren das die üblichen Autolacke.
Ab dieser Zeit setzen sich 1- und 2-Komponenten-Acrylharze, die auch heute noch üblich sind, durch. Dank der Wasserbasis entfällt der Einsatz giftiger organischer Lösemittel. Die 2K-Lacke bieten darüber hinaus einen ausgezeichneten UV-Schutz und sind beständig gegen Kraftstoffe, Säuren, Kratzer und Steinschläge.
Vor- und Nachteile bestimmter Autofarben

Wenn Sie ein Auto kaufen oder neu lackieren wollen, sollten Sie sich auch Gedanken über den Farbton machen. Dieser hat unter anderem Einfluss auf die Sicherheit und auch auf den Wiederverkaufswert.
- Die sicherste Autofarbe ist nicht wie oft angenommen rot, sondern weiß. Generell sind helle Farben sicherer als dunkle, denn sie sind sowohl bei Tag als auch in der Nacht leichter zu erkennen.
- Im Hinblick auf einen späteren Verkauf sind konservative Lackierungen, etwa in Dunkelgrau oder Schwarz eine gute Entscheidung. Auch Metallic-Silber ist eine gute Wahl. Eine ungewöhnliche Farbwahl oder Sonderlackierungen in mehreren Farben erschweren den Verkauf.
- Wenn Sie eine pflegeleichte Farbe wünschen, vermeiden Sie dunkle Töne. Auf Weiß sieht man den Schmutz weniger. Auch auf den Farben silber- oder goldmetallic ist Schmutz kaum zu sehen. Außerdem lassen sich Lackschäden in diesen Lackierungen gut ausbessern.
Achtung: Rot ist besonders bei Oldtimern ein Problem, denn diese Farbe reflektiert das langwellige, weniger energiereiche rote Licht, absorbiert aber hochenergetisches blaues und UV-Licht. Daher bleicht Rot schnell aus. Das gilt allerdings nicht, wenn der rote Farblack durch einen transparenten 2K-Lack geschützt ist. Daher bleichen rote Fahrzeuge, die nach 2.000 produziert wurden, nicht so schnell aus.
Was Autolack schadet
Die üblichen Verdächtigen sind Streusalz, Vogelkot, Baumharz und Pollen. Allerdings entstehen die Schäden häufig erst nach einer längeren Einwirkzeit und durch falsche Reinigung. Es schadet dem Lack beispielsweise, wenn Sie die heiße Karosserie waschen oder die Autopflege in der Sonne ausführen.
- Salz greift in Verbindung mit Wasser Metalle an, aber es kann keine intakte Lacksicht durchdringen. Trotzdem ist es wichtig, das Auto um Winter regelmäßig zu reinigen, um Salzanhaftungen abzuspülen.
- Vogelkot, Baumharz und Pollen „fressen“ sich unter Sonnenlicht auch in einen tadellosen Lack. Daher müssen Sie solche Verschmutzungen schnellstens entfernen. Aber nicht mit Gewalt.
- Im Frühjahr kommt es oft zu starkem Pollenflug und die Autos sind über und über mit einer klebrigen gelben Masse bedeckt. Sie lässt sich in der Regel leicht abspülen und bei einer normalen Autowäsche entfernen. Sie sollten das Auto in dieser Zeit sehr häufig waschen, damit sich die Masse nicht verfestigt.
- Vogelkot und Baumharz sind schwieriger zu beseitigen und deutlich aggressiver. Parken Sie möglichst nicht unter Bäumen. Kontrolliere Sie außerdem täglich, ob es Verschmutzungen dieser Art gibt. Weichen Sie die Flecken mit einem nassen Küchentuch auf und wischen sie anschließen ab. Sie können auch einen Spezialreiniger verwenden. Aber Kratzen Sie solche Anhaftungen niemals ab.
Vorsicht vor falschen Reinigern: Backofenspray, Spülmittel, Zitronensäure, Essigreiniger und andere Hausmittel greifen in der Regel Autolack nicht an. Sogar Nagellackentferner kann 2K-Lack nicht schaden. Aber die Mittel können an Dichtungen gelangen, in kleine Ritzen fließen oder über winzige Kratzer bis ans Blech gelangen. Dort können Sie erhebliche Schäden an richten.
Pflege von frischem Lack

- In den ersten 5 bis 5 Wochen nach dem Lackieren ist der Autolack wie erwähnt noch nicht völlig ausgehärtet. Spülen Sie den Schmutz mit klarem Wasser ohne Zusätze ab. Verwenden Sie in dieser Zeit keine Konservierer oder Lackversiegelungen. Der Kontakt zum Luftsauerstoff ist in der Regel für das Aushärten wichtig.
- Waschen Sie das Auto nach dieser Wartezeit gründlich, aber nicht in einer Waschanlage. Suchen Sie einen der Waschplätze an einer Tankstelle auf. Nach dem Abspülen des groben Schmutzes verteilen Sie mit einem Schwamm oder einer Waschbürste ein spezielles Autoshampoo auf dem Lack. Spülen Sie den Schaum ab, bis das Wasser klar abläuft.
- Trocknen Sie alles mit einem Ledertuch ab. Der Lack muss vollständig trocken sein, bevor Sie die Versiegelung auftragen.
- Geeignet sind Hartwachs oder Nanoversiegelungen auf Acrylbasis. Beachten Sie die Anweisungen des Herstellers. In der Regel empfiehlt er, dass Sie mit dem Dach beginnen, einen kleinen Abschnitt des Daches mit dem Mittel benetzen und es antrocknen lassen.
- Polieren Sie anschließend das Mittel ab, bis der Lack glänzt. Bearbeiten Sie in kleinen Partien das Dach, Motor- und Kofferraumhaube. Verfahren Sie genauso mit den Kotflügeln und den Türen.
Die Versiegelung schützt in erster Linie vor mechanischen Beanspruchungen beispielsweise den Bürsten in Autowaschstraßen. Außerdem lässt Sie Wasser abperlen.
Pflege von altem Autolack
- Sofern der alte Lack nicht verwittert oder stumpf ist, behandeln Sie ihn wie frischen Lack, der älter als 5 Wochen ist. Es ist sinnlos, einen Lack zu polieren, der keiner Politur bedarf.
- Lackierungen, die durch keinen Klarlack geschützt sind, können Sie mit einer farbigen Autopolitur behandeln. Achten Sie darauf, ein Produkt in der richtigen Farbe zu kaufen. Eine Farbauffrischung nützt nichts, wenn der farbige Lack mit Klarlack versiegelt ist.
- Polieren pflegt den Lack nicht, mit einer Politur tragen Sie winzige Schichten ab. Aus diesem Grund sollten Sie nie polieren, wenn es nicht erforderlich ist und lieber eine zu feine als eine zu große Politur verwenden. Das genaue Vorgehen haben wir im Artikel „Auto richtig aufbereiten – 7 wertvolle Tipps zur Autoaufbereitung“ genau beschrieben.
Kfzbleche24.de freut sich Ihnen, dieses umfangreiche Wissen über Autolack vermitteln zu können. Ein Tipp zum Schluss: Wir raten ausdrücklich dazu, lieber von Hand als mit einer Maschine zu polieren. Leider richten Laien mit Poliermaschinen sehr viel Schaden an.
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